Von goldenen Kutschen und kolonialer Vergangenheit

Das Centre for Atlantic and Global Studies beteiligt sich mit einem Videobeitrag von Frau Prof.in Brigitte Reinwald und Vorträgen von Prof. Dr. Wolfgang Gabbert, PD Dr. Ulrike Schmieder und Prof.in Dr. Jana Gohrisch an einer Ausstellung zur kolonialen Vergangenheit der Region Hannover. 

Die berühmte „goldene Kutsche“ aus dem Haus Hannover – benutzt vom Prince of Wales, später König Georg IV. (1762-1830) von Großbritannien, ist eines der Wahrzeichen des Historischen Museums und symbolisiert das britische Weltmachtstreben. Eine bedeutende Phase der Machtentfaltung Großbritanniens fiel mit der Ära der Hanoverians zusammen, jener Zeit zwischen 1714 und 1837, in der die Landesherren des deutschen Kurfürstentums Hannover auf dem Königsthron in London saßen. In diese 123 Jahre Personalunion fällt der atemberaubende Aufstieg Großbritanniens zum Weltreich mit einem schließlich beispiellosen kolonialen Herrschaftsgebiet.  

Die Ausstellung wirft erstmals Fragen nach den Spuren von Sklaverei und dem Handel mit versklavten Menschen auf, die mit der Zeit der hannoversch-britischen Personalunion in Verbindung stehen. Daneben richtet sich der Fokus auf die Aus- und Folgewirkungen kolonialer Einflüsse auf das Leben in Hannover selbst. Das Interesse gilt den Menschen aus Hannover, die mehr oder weniger aktiv an den (Begleit-) Erscheinungen von Kolonialismus und Sklaverei beteiligt waren: Gab es Betroffene, Initiatoren und Profiteure? Wer waren diese Personen, welche ihre Motive? Und was ist über sie noch heute in Hannover zu entdecken?

Die Sonderausstellung zeichnet zum einen ein Bild der Zeit zwischen 1714 und 1837 mit dem Blick auf Großbritannien und seinem Aufstieg zum weltweiten Kolonialreich. Dabei wird die besondere Bedeutung des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) als globalgeschichtlichem Wendepunkt herausgestellt.

Zum anderen wird am Beispiel der Städte Bristol und Hannover gezeigt, in welcher Weise die Zeitgenoss*innen der Personalunion vom Handel mit kolonialen Gütern profitierten, dabei Sklaverei und Sklavenhandel in Kauf nahmen, allmählich aber auch kritische Positionen zum Menschenhandel entwickelten.
Mit der Reflexion von Kolonialismus und Sklaverei des 18. und 19. Jahrhunderts stellt die Ausstellung bewusst Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten her.

Zu der Sonderausstellung gibt es eine Projektseite:

https://kolonialismus-hannover.de/

Weitere Informationen auch auf der Website des Historischen Museums.

Vorträge

Prof. Dr. Wolfgang Gabbert: Das Empire unter Palmen - britischer Kolonialismus im karibischen Zentralamerika in der Zeit der Personalunion 06.09.2022, um 18.00 Uhr

Prof. Dr. Michael Kempe (Leibniz Forschungsstelle): Sophie und die Kannibalen. Zur Kolonialismuskritik im Lebniz-Kontext 22.09.2022, um 18.00 Uhr

PD Dr. Ulrike Schmieder: Versklavung, Museen, Black Lives Matter 04.10.2022, um 18.00 Uhr

Prof. Dr. Jana Gohrisch: Sichtbar oder unsichtbar? Sklaverei in der englischen Literatur 01.11.2022, um 18.00 Uhr